Ein Interview von Zilli Dzaferi mit Frank Hindennach, Geschäftsführer des Menton Automobilcenters

Im Gespräch mit Zilli Dzaferi vom IMPULS® Magazin spricht Frank Hindennach über das veränderte Kaufverhalten in der Automobilbranche, die Rolle der Elektromobilität, wirtschaftliche Herausforderungen – und warum der klassische Verbrennungsmotor noch lange nicht ausgedient hat.
Zilli Dzaferi: Wie verändert sich das Kaufverhalten der Kunden – werden Verbrenner oder Elektroautos mehr nachgefragt?
Frank Hindennach: Die Kaufbereitschaft am Markt nimmt ab und die Kunden sind generell vorsichtiger und zurückhaltender bei ihren Kaufentscheidungen. Es werden mehr Modelle und Preisklassen berücksichtigt und miteinander verglichen. Auch die stark steigenden Nebenkosten, wie beispielsweise die KFZ-Versicherungen oder die Kraftstoffkosten, werden mehr in die Entscheidungsfindung mit eingebaut.
Obwohl die Zulassungszahlen für Elektroautos 2024 rückläufig waren, steigt weiter die Nachfrage an. Bereits 58 % aller Autofahrer, die in den nächsten drei Jahren einen Autokauf planen, ziehen ein Elektroauto in Betracht. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber 2023. Allerdings ist der batteriebetriebene PKW mit einem Anteil von 13,5 Prozent aller Neuzulassungen 2024 im Verhältnis zum Verbrenner immer noch deutlich unterpräsentiert. Mit einem Anteil von 24 Prozent an vollelektrischen Neuwagen haben wir im Menton Automobilcenter einen recht hohen Share. Dieser ist hauptsächlich von Firmen- und Privatkunden geprägt, die auch eine entsprechende Ladeinfrastruktur vorhalten können.
Aus meiner Sicht sind Verbrennungsmotoren, die übrigens immer effizienter werden, auch in Zukunft nicht vom Markt wegzudenken. Es bleibt auf jeden Fall spannend zu beobachten, wie schnell sich der Markt ziemlich sicher weiter Richtung der Elektromobilität verschieben wird. Das Angebot der Hersteller in diesem Bereich steigt ständig an und auch der weitere Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Europa trägt sicher zu einer positiven Entwicklung in diesem Bereich bei. Weltweit ist die Elektromobilität ein Megatrend!
Zilli Dzaferi: Wie hart trifft die wirtschaftliche Lage aktuell den Autohandel – sind die Kunden noch kaufbereit oder zögern viele?
Frank Hindennach: Die angespannte wirtschaftliche Lage ist hauptsächlich dahingehend spürbar, dass unsere Kunden sehr preissensibel agieren und sicherlich genau überlegen, wann der richtige Zeitpunkt für eine Neuanschaffung ist. Die durchschnittliche Haltedauer stieg in den letzten Jahren stetig an und liegt mittlerweile bei 118 Monaten!
Im gewerblichen Bereich ist das Geschäft dadurch geprägt, dass fast alle Kunden ihre Fahrzeuge im Leasingmodell beziehen und diese somit in der Regel alle 36 Monate ein neues Automobil anschaffen. Darüber hinaus ist der Großteil unserer Geschäftskunden zur Ausübung ihrer Tätigkeit vom Automobil abhängig.
Allerdings werden die Fuhrparkkosten in den Unternehmen sehr genau überprüft, was teilweise in Downsizing in der Modellstruktur resultiert.
Neben vielen weiteren Branchen stellt die wirtschaftliche Lage auch den Autohandel ohne Zweifel vor große Herausforderungen in der nahen Zukunft. Nichtsdestotrotz blicken wir weiter positiv in die Zukunft und arbeiten jeden Tag am Erfolg unseres Unternehmens.
Zilbear Dzaferi: Was müssen Autohäuser und Händler heute tun, um langfristig erfolgreich zu bleiben?
Frank Hindennach: Für einen langfristigen Erfolg benötigt man engagierte Mitarbeiter, eine professionelle Ausbildung der Auszubildenden und ein sehr gut aufgestelltes Management. Alle Mitarbeiter sollten regelmäßig geschult werden und insbesondere im Bereich der Elektromobilität fachlich führend sein. Das passende Mindset und das stetige Streben nach einer definierten Unternehmensvision sind fundamentale Eckpfeiler des Erfolgs.
Die Autohausprozesse sollten möglichst schlank und digital verlaufen. Wir sind stolz darauf, dass wir bereits heute eine vollständig digitale Werkstatt betreiben. Mit unserer Smart-Video-Communication können unsere Kunden Werkstatttermine vereinbaren, ihr Fahrzeug abgeben, einen Leihwagen buchen, ihr Fahrzeug abholen und ihre Rechnung begleichen. In Echtzeit bekommen unsere Kunden Daten und Nachrichten auf ihr Mobiltelefon und wissen zu jedem Zeitpunkt, wie es um ihren Reparaturauftrag bestellt ist.
Unabdingbar wird auch der Einsatz von KI im Autohaus, um Prozesse besser abbilden zu können und den Servicegrad zu steigern. Wir stehen kurz vor dem Rollout der KI bei der Auftragsannahme im Kundendienst, insbesondere in saisonalen Hochzeiten wie beispielsweise unseren Radwechselwochen. In dieser Zeit kommen bis zu 20 Telefonate zeitgleich bei uns an. Für unsere Mitarbeiter ist dies zusätzlich zum persönlichen Kundenkontakt oftmals nicht zu bewältigen. Dagegen ist unsere KI im Stande, bis zu 500 Anrufe zeitgleich entgegenzunehmen und zu verarbeiten.
Fazit: Frank Hindennach gibt einen offenen Einblick in eine Branche im Wandel – zwischen wirtschaftlichem Druck, technologischer Innovation und veränderten Kundenbedürfnissen. Dabei zeigt sich: Wer heute als Autohaus bestehen will, braucht nicht nur gute Fahrzeuge, sondern digitale Prozesse, Know-how im Bereich Elektromobilität und den Mut, neue Wege zu gehen.
Ob Verbrenner oder Elektro – entscheidend bleibt der Blick nach vorn.