Zilli Dzaferi: Wie bist du so erfolgreich geworden?
Ich wünschte, ich könnte dir das Zauberrezept für den schnellen Erfolg verraten, aber es gibt keines. Harte Arbeit, Hingabe und Entschlossenheit sind der Schlüssel. Die Fähigkeit nach einem Sturz aufzustehen – resilient zu sein – ist eine weitere wichtige Zutat. Was ich mit meinem Erfolg bzw. viel mehr durch Fehlschläge gelernt habe, ist, dass es keine Abkürzungen gibt. Gleichzeitig versuche ich flexibel zu sein, damit neue Möglichkeiten und Chancen nicht an mir vorbeigehen. Aber nichts geht ohne ein starkes Fundament. Ich habe viel Zeit, Liebe und Leidenschaft in meines investiert.
Ich bin aus Toronto, Kanada, nach Frankfurt gekommen, ohne die deutsche Sprache zu beherrschen oder irgendwelche Leute zu kennen. Am Anfang war es ein echter Kampf. Ich machte hier meinen Master und begann langsam, nebenbei meine Marke aufzubauen. Dann hatte ich die Möglichkeit meine Kolumne zu schreiben und trat dadurch in das Zeitalter der sozialen Medien ein. Es dauerte mehr als zehn Jahre, bis ich dort angekommen war, wo ich jetzt bin. Es war ein langer Weg zum Erfolg, mit vielen Höhen und Tiefen. Aber am Ende waren jedes einzelne Lächeln, jede harte Zeit und jede Träne die Sache wert. Das Spannende daran ist – es wird nie aufhören. Ich bin nur dann erfolgreich, wenn ich vorwärtslaufe, und zwar nicht allein.
Zilli Dzaferi: Was hat dich dazu bewegt, auf YouTube und Co. aktiv zu werden?
Als erstes kam Facebook, einige Zeit später dann Instagram, damals war es meine Businessstrategie Bilder von mir zu posten. Je mehr Zeit ich auf YouTube verbrachte, desto mehr wurde mir bewusst, wie viel mehr Projektionsfläche es bietet.
Ich kann zu meinem Publikum sprechen und mit ihnen interagieren. Ich kann mein authentisches, warmherziges und charismatisches Selbst zeigen und nicht nur einen coolen Blick und hübsche Klamotten. Das hat mich wirklich bewegt, denn ich wollte mein Publikum erreichen und meine Erfahrungen aus meinen Abenteuern mit ihnen teilen. Ich wollte die Menschen zum Reisen inspirieren – und nicht nur einfach zum Reisen- sondern zu Abenteuern ermutigen. Ich wollte, dass meine Videos mein Publikum dazu bewegt öfter „Ja!“ zu sagen. Ja zur Frage sagen, ob wir uns auf ein Abenteuer einlassen sollen: Jetski? – ja! Theater? – Ja! Volksfest? – Ja! Fremde Menschen kennenlernen? – Ja! Trapezsprünge? – Ja, aber nur einmal.
Das war mein Start und meine Motivation hat sich bis heute nicht verändert und ich versuche diesen Effekt immer mehr in meinen Videos rüberzubringen.
Zilli Dzaferi: Wie reagiert dein Umfeld auf deine Bekanntheit ?
Ich habe großes Glück, denn meine Freunde und meine Familie lieben mich so, wie ich bin und immer gewesen bin. Sie behandeln mich wegen meiner Karriere nicht anders. Aber ich muss auch sagen, dass ich mich auch nicht viel verändert habe. Ich war immer und werde immer der lustige, exzentrische und liebevolle Gali sein. Mein weiches Wesen wird sich nie ändern. Meine Karriere definiert mich nicht. Meine Persönlichkeit und mein Humor definieren mich und halten mich bodenständig und authentisch.
Impuls: Wie läuft es ab bei deinem Reisekanal auf YouTube?
Für mich ist eines der wichtigsten Elemente in meiner Show meine Tollpatschigkeit. Das erste Editing-Team hat all diese Szenen rausgeschnitten. Das Ergebnis war ein sehr glatt poliertes Video, aber bin nicht ich. Ich bin weder poliert noch perfekt. Ich bin diese eine, die in unangebrachten Situationen kichern muss, diese eine, die mal auf einer Bananenschale durch die Straße rutscht oder selbst mit flachen Schuhen stolpert. Mir ist bewusst geworden, dass das, was die rausschneiden wollten, eigentlich das Beste an den Videos war. Dadurch habe ich auch meine Nische gefunden – elegante und lustige Abenteuer. Ganz oft gibt es lange und anstrengende Drehtage, aber es lohnt sich, da wir einzigartige Erfahrungen machen und dabei unglaublich viel Spaß dabei. Diese Erinnerungen bleiben mir mein Leben lang.
Zilli Dzaferi: Welche Reise war die beste, die du für deine Reisesendung gemacht hast und warum?
Schwierig…ich denke Lappland. Das gab es viel Abenteuer, spannende Kultur und kuschelige Momente. Wir sind so weit geflogen, um die Polarlichter zu sehen. Jeden Tag haben wir sie verpasst, weil wir zu beschäftigt mit Essen und Trinken waren. Wir probierten eine Sauna aus Schnee aus, wir tranken Schnaps in einer Eisbar und hatten Spaß im einzigen Pub der Stadt. Wir haben den Weihnachtsmann getroffen und fanden, dass er so nett war, wie man es sich vorstellt. Wir sind Schlitten gefahren und die Rentiere waren süß und überraschend schnell. Erst am letzten Abend, wir hatten es schon fast aufgegeben, war plötzlich das Restaurant leer. Wir fragten den letzten Kellner, der noch im Restaurant zu finden war, was los sei. „The Lights, The Lights!!“, antwortete er. Sofort rannten wir nach draußen und es war ein grandioses Spektakel am Himmel direkt über einem eingefrorenen See! Wir haben gottseidank die Nordlichter noch gesehen, nur war es so kalt, dass alle Handys und Kameras nicht mehr funktionierten. Dieses Erlebnis werden wir nie vergessen. All das mit meinem Mann zusammen zu erleben, war fantastisch.
Zilli Dzaferi: Was hast du für eine schulische Ausbildung gemacht?
Ich habe einen BWL-Bachelor in International Business an der York University in Toronto gemacht. In Deutschland habe ich einen Master in Design daran angeschlossen. Ich habe viele Jahre an der Universität verbracht und jede Minute davon genossen. Für mich war es immer sehr wichtig, eine solide akademische Basis zu haben – auch wenn ich jetzt einen Beruf ausübe, den man nicht studieren kann, hat es mir eine Basis gegeben, auf die ich jeden Tag zurückgreife.
Impuls: Was würdest du jungen Menschen empfehlen?
„Macht, was euch glücklich macht“ ist immer leicht zu sagen aber schwer umzusetzen. Ich rate jungen Menschen lieber den eigenen Interessen zu folgen. Das, mit ein wenig Glück, wird euch durch euer ganzes Leben leiten. Das Interesse und die Neugierde ist aber gar nicht so leicht zu spüren, wenn man das ganze Leben gelernt hat „gut“ und „angepasst“ zu sein. Gerade von Mädchen wird das stärker verlangt und dann werden diese persönlichen und privaten Neigungen – die uns einzigartig machen – verschüttet. Kultiviert diese! Es ist ähnlich wie mit dem Appetit, den muss man auch erst einmal trainieren, um zu bemerken, dass man eigentlich gerade Lust auf eine Suppe hätte und nicht auf die Pommes.
In diesem Sinne: Nehmt ernst, wofür ihr euch interessiert, auch wenn es seltsam ist und ihr selber nicht versteht warum.
Zilli Dzaferi: Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Ich würde mir wünschen mehr mit meinem Mann zusammen zu arbeiten. Er hat eine komplett neue Perspektive rein und unterstützt mich viel. Vielleicht habe ich dann eine eigene Show, die so lukrativ und interessant ist, dass wir uns beide da voll einbringen können.
Zilli Dzaferi: Was macht Erfolg für dich aus?
Für mich persönlich bedeutet Erfolg, eine gesunde und glückliche Familie zu haben und trotzdem mich in meiner Arbeit auszuleben. Ich wusste immer, dass ich heiraten und ein Kind haben wollte. Aber ich wollte auch immer eine erfüllende Karriere haben. Beides gut miteinander verbinden zu können, ohne dass das eine durch das andere leidet, ist für mich der Sinn des wahren Erfolgs.