RAMPF ist eine Unternehmensgruppe mit weltweit 900 Mitarbeitern, die spezialisiert ist auf Produkte und Lösungen rund um Reaktionsharze, Maschinensysteme und den Composites-Leichtbau. Wir haben Niederlassungen in Deutschland, den USA, Kanada, China, Japan und Korea.
Zilli Dzaferi: Damit sich unsere Leser*innen einen genauen Überblick verschaffen können, wer Sie sind und was sie tun: Wo ist Rampf im Alltag bei uns zu entdecken?
Michael Rampf: RAMPF ist eine Unternehmensgruppe mit weltweit 900 Mitarbeitern, die spezialisiert ist auf Produkte und Lösungen rund um Reaktionsharze, Maschinensysteme und den Composites-Leichtbau. Wir haben Niederlassungen in Deutschland, den USA, Kanada, China, Japan und Korea und im vergangenen Geschäftsjahr einen konsolidierten Umsatz in Höhe von 168 Millionen Euro erwirtschaftet – wobei dieser ohne die Coronapandemie um einiges höher ausgefallen wäre.
Die Wahrscheinlichkeit, täglich mit Produkten von RAMPF in Berührung zu kommen, liegt bei nahezu 100 Prozent. Tatsächlich sind unsere Technologien omnipräsent, aber oftmals nicht sichtbar. Zum Beispiel im Auto: Dort ist RAMPF unter anderem mit Dichtungsschäumen in Türsystemen, Elektrogießharzen in Leuchten und speziellen Klebstoffen im Motorraum vertreten. Und auch ganz zu Beginn der Entstehung eines neuen Modells sind wir dabei: Mit unseren Modell- und Formenbaumaterialien lassen die großen Autohersteller Prototypen erstellen. Auch in der Elektronikindustrie – Stichwort Smartphone –, in der Hausgeräteindustrie – Herd, Mikrowelle, Waschmaschine – sowie im Maschinenbau oder in der Luft- und Raumfahrt sind unsere Produkte und Lösungen unentbehrlich.
Zilli Dzaferi: Wie haben Sie in Anbetracht der Pandemie in Ihrem Unternehmen agiert, um eine Katastrophe (Schließungen) Ihrer weltweiten Werke durch Covid-19 Ansteckungen zu vermeiden?
Michael Rampf: Wir haben bereits zu Beginn der Pandemie frühzeitig Konzepte entwickelt, die oft über das hinausgingen, was seitens der Politik vorgegeben wurde. Die drei Grundpfeiler sind: Kontakte vermeiden, optimale Hygiene, Testen.
Oberste Prämisse war es von Anfang an, Kontakte möglichst zu vermeiden und auf eine bestmögliche Hygiene zu achten, das heißt, die AHA+L-Regeln strikt einzuhalten. So wurde früh damit begonnen, auf Homeoffice zurückzugreifen, wo immer dies möglich ist und Abteilungen, die präsent sein müssen, in feste „Schichtgruppen“ aufzuteilen, die keinen direkten Kontakt zueinander haben. Somit war stets sichergestellt, dass im Falle einer Infektion die Abteilung weiterhin arbeitsfähig ist. Präsenzveranstaltungen sind auf ein Minimum reduziert, wo immer möglich werden Online-Meetings abgehalten. Selbst Maschinenabnahmen, bei denen sonst Kunden anwesend sind, werden teilweise mit dem Handy per Video- Schalte durchgeführt.
An allen Eingängen sind Desinfektionsspender aufgestellt und an gemeinsam genutzten Einrichtungen Desinfektionstücher bereitgestellt. Es wird auf regelmäßiges Lüften geachtet und ein Reinigungsdienst desinfiziert mehrmals die Woche alle Türklinken. Die Maskenpflicht auf dem gesamten Betriebsgelände wurde noch vor der gesetzlichen Pflicht eingeführt und medizinische sowie FFP2-Masken zur Verfügung gestellt. In einigen besonders sensiblen Bereichen, in denen sich Kontakte nicht immer vermeiden lassen, wie in einzelnen Produktionsbereichen, wird täglich Fieber gemessen. Bereits seit November 2020, also lange bevor es Pflicht wurde für Unternehmen, wird hier auch regelmäßig getestet, sowohl mit PCR-Tests als auch Antigen-Schnelltests. Allen anderen Mitarbeitern werden bereits seit März zwei Schnelltests pro Woche zur Verfügung gestellt.
Wir setzen hierbei auf Vertrauen und Eigenverantwortung der Mitarbeiter – und das funktioniert sehr gut. So ist es uns bisher gelungen, Infektionsketten im Unternehmen zu vermeiden. Es gab zwar ein paar wenige Coronafälle bei Mitarbeitern, die sich aber alle im privaten Umfeld angesteckt haben. Als vierter Grundpfeiler kommt jetzt das Impfen dazu. Sobald es möglich ist, werden wir über unseren Betriebsarzt jedem Mitarbeiter ein Impfangebot im Betrieb machen.
Zilli Dzaferi: Wie ist Ihre Prognose für die kommenden Jahre in der Automobilindustrie, auf was müssen wir uns einstellen? Wie ist Ihre persönliche Marschrichtung?
Michael Rampf: Die Automobilindustrie befindet sich inmitten eines epochalen Wandels. Das fängt an beim Antrieb: Nahezu alle großen Automobilhersteller stellen bereits Autos mit alternativen Antrieben her, und somit wird der Marktanteil rein elektrisch, mit Hybridantrieb oder Brennstoffzellen betriebener Fahrzeuge in den kommenden Jahren weiter deutlich steigen. Darüber hinaus werden Autos immer „intelligenter“ und langfristig vielleicht sogar völlig autonom auf den Straßen unterwegs sein. Doch all diese Entwicklungen sind keine Selbstläufer. Zum einen mangelt es noch an der notwendigen Infrastruktur – es gibt zu wenig Ladesäulen und zu viele „Funklöcher“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Ebenso gibt es offene Fragen in Bezug auf die Nachhaltigkeit: Wie hoch muss der Anteil der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien für die Elektromobilität sein? Wie „umweltfreundlich“ ist die Herstellung von Batterie und Brennstoffzelle und inwiefern können diese recycelt werden?
Sicher ist jedoch: Für RAMPF ist der Wandel in der Automobilindustrie eine große Chance. Über die Hälfte unserer
Kunden kommt aus der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie. Besonders in der jetzigen Phase, in der neue Lösungen entwickelt und getestet werden, bieten wir Herstellern einen entscheidenden Vorteil: Wir sind seit über vier Jahrzehnten auf die Entwicklung und Herstellung maßgeschneiderter Produkte spezialisiert. Das heißt: Mit qualifiziertem Personal, moderner F&E-Infrastruktur sowie einem hohen Maß an Flexibilität setzen wir neue Marktanforderungen sehr schnell um. Darüber hinaus werden unsere Dichtungsschäume, Elektrogießharze, Klebsysteme und die dazugehörigen Misch- und Dosieranlagen in der Produktion sowohl von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor als auch alternativen Antrieben eingesetzt. In den Bereichen Design und Prototypenbau sind wir ebenfalls sehr gut aufgestellt, da nicht nur viele neue Modelle entwickelt werden, sondern vor allem der Leichtbau eine immer wichtigere Rolle spielt – und hier gehören wir mit zu den Marktführern.
Zilli Dzaferi: Hatten Sie im Zuge der Pandemie ein Aha-Erlebnis?
Michael Rampf: Dass nicht jeder scharf ist auf Homeoffice. Und dass sich, entgegen früherer Empfehlungen, einiger Politiker und Mediziner, das regelmäßige Testen durchaus gelohnt hat und es gut war, dass wir so früh damit begonnen haben. So konnten wir Mitarbeiter, die Corona-positiv waren und noch keine Symptome hatten, frühzeitig identifizieren und eine Ansteckung im Betrieb vermeiden.
Zilli Dzaferi: Gefährdet die Corona- Pandemie den Erfolg Ihrer Strategie?
Michael Rampf: Wie bereits erwähnt haben wir aufgrund der Coronapandemie im vergangenen Geschäftsjahr einen zwölfprozentigen Umsatzrückgang hinnehmen müssen, auch im jetzigen Geschäftsjahr werden wir wohl rund zehn Prozent weniger Umsatz erwirtschaften. Auf den ersten Blick sind diese Zahlen ernüchternd, aber angesichts des Ausmaßes und der Dauer des Ausnahmezustandes sind wir insgesamt gut durch die Krise gekommen. Zugute kommt uns dabei unser breites Produkt- und Lösungsportfolio sowie die in den vergangenen Jahren konsequent vorangetriebene Internationalisierung: Während beispielsweise der deutsche Maschinenbau schwere Zeiten durchlebt, steigt die Nachfrage nach unseren Gießharzen sowohl in Deutschland als auch China rasant. Auch unsere Unternehmen in den USA, Kanada und Korea haben nur kurz ihren Wachstumspfad verlassen. Wenn die weltweiten Impfraten weiter zunehmen und wir uns weiterhin mit der gebotenen Vorsicht im privaten und beruflichen Umfeld verhalten, dann blicke ich mit großem Optimismus in die Zukunft – sowohl als Unternehmer als auch Privatperson.
Zilli Dzaferi: Wie nachhaltig produzieren die zwölf Standorte der Rampf-Gruppe?
Michael Rampf: Die Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme, Landwirtschaft und Ernährung, Gesundheit und Wirtschaft sind weltweit spürbar. Klimaschutz ist somit eine Aufgabe, die uns alle angeht. Seit der Gründung des Unternehmens in 1980 ist RAMPF bestrebt, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. Die Erfindung meines Vaters, die allererste Modellbauplatte aus Polyurethan, war nicht nur die Geburtsstunde unseres Unternehmens, sondern läutete auch das Ende der bis dahin im Modellbau eingesetzten Tropenhölzer ein. Dadurch wurde ein bedeutender Beitrag zum Erhalt von Wäldern geleistet. Während wir bei allen Neu- und Weiterentwicklungen unserer Produkte immer prüfen, ob deren Ökobilanz weiter verbessert werden kann, beispielsweise durch den Einsatz recycelter oder nachwachsender Rohstoffe, haben wir in 2015 auch ein Energiemanagementsystem eingeführt. Hier analysieren unsere Experten laufend die Potenziale zur Energieeinsparung. Mit der Verbesserung unserer Energieeffizienz reduzieren wir die von uns verursachten Umweltbelastungen und senken dabei unsere Energiekosten. Wir setzen auf regenerative Energien wie Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Fernwärme aus Biogas, um einen Beitrag zur Verlangsamung der Erderwärmung zu leisten. Aber auch vermeintlich kleinere Maßnahmen sind wichtig, beispielsweise die Installation von Bewegungs- und Präsenzmeldern oder die zielgerichtete Regelung von Heizungsanlagen.
Zilli Dzaferi: Was tun Sie für Ihr soziales Umfeld?
Michael Rampf: So wie Ökonomie und Ökologie gehören für RAMPF auch wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliches Engagement zusammen. Unsere Unternehmen engagieren sich an ihren Standorten als Partner des Sports sowohl im Profi- als auch Amateurbereich, unter anderem im Handball, Fußball, Tennis und in der Leichtathletik. Darüber hinaus unterstützen wir zahlreiche Einrichtungen im sozialen und kulturellen Bereich. In Grafenberg setzt sich die in 2001 gegründete Rudolf- Rampf-Stiftung für die Förderung der Jugendarbeit ein und hat bisher mehr als 40.000 Euro gespendet.
Zilli Dzaferi: Was bedeutet es für Sie, Chef von mehr als 900 Mitarbeitern zu sein?
Michael Rampf: Natürlich ist es für meinen Bruder Matthias und mich eine große Verantwortung und bedeutet sehr viel Arbeit, aber die Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitern, Kunden und Partnern besteht für uns nicht nur aus erfolgreichen Projektabschlüssen: Der vertrauensvolle, offene und respektvolle Umgang miteinander, das ständige Streben nach neuen, noch besseren Lösungen macht schlichtweg Spaß – und das beruht, denke ich, auf Gegenseitigkeit. Dazu kommt, dass wir uns trotz des dynamischen Wachstums der vergangenen Jahre weiterhin als mittelständisches Familienunternehmen sehen, in dem eine persönliche und angenehme Atmosphäre gepflegt wird. Dass wir hiermit richtigliegen, bestätigt auch die große Anzahl an teils sehr langjährigen Jubilaren, die wir an unseren Standorten rund um den Globus regelmäßig auszeichnen dürfen.