Sinan Piskin

IST NEUER BETRIEBSRATSVORSITZENER BEI DER HUGO BOSS AG

Sinan Piskin // Betriebsratsvorsitzender HUGO BOSS AG // Fotocredit: HUGO BOSS AG

Zilli Dzaferi: Herr Piskin, erzählen Sie uns bitte von Ihrem beruflichen Werdegang. Warum haben Sie sich bei Hugo Boss beworben?

Sinan Piskin: Mein Weg zu Hugo Boss war ein Zufall. In meiner Studienzeit sprach ich beim Fußballtraining mit einen Bekannten, dass ich einen Job suche und er meinte, er habe Ar-beit, ich soll doch einfach vorbeikommen und das war das Unternehmen Hugo Boss. Somit begann meine Karriere im Alter von 20 Jahren in den Semesterferien bei Boss im Lager. Mein damaliger Chef wusste, dass ich IT studiere und hatte auch erfahren, dass es intern großen Bedarf in dieser Richtung gab und mich weiterempfohlen. Und so bewarb ich mich auf die offene IT-Stelle. Ich wollte eigentlich nur eine Weile in den Ferien arbeiten, etwas Geld verdienen und weiterziehen und vielleicht noch etwas anderes stu-dieren. Daraus wurde jedoch nichts, denn ich blieb in der IT-Systement-wicklung hängen, weil es mir dort gefiel. Mit 24 bin ich dann in den Betriebsrat gewechselt und mit 28 wurde ich hauptberuflicher Betriebsrat.

Zilli Dzaferi: Was gefällt Ihnen besonders an Hugo Boss!

Sinan Piskin: Die Marke und die Strahlkraft der Marke sowie die ständigen neuen Aufgaben, der ständige Wandel, das Lebendige in diesem Unternehmen treiben mich jeden Tag an. Kein Tag gleicht dem anderen, bei uns ist es nicht langweilig und das ist das, was mich sehr motiviert.

Zilli Dzaferi: Was macht der Betriebsrat generell? Was ist das Ziel eines Betriebsrates. Wie können Sie als Betriebsratsvorsitzender die Unternehmenspolitik bestimmen?

Sinan Piskin: Generell ist das Ziel des Betriebsrates mit Rat und Tat allen Mitarbeitern zur Seite zu stehen, aber auch für den Betrieb. Unser Ziel ist es das, dass der gesamte Betrieb im Einklang ist. Das ist das primäre Ziel. In meiner Funktion als Betriebsratsvorsitzender sehe ich mich als Bindeglied zwischen den Mitarbeitern und den Vorständen, wobei ich das Sprachrohr in beide Richtungen bin. Und beides muss Hand in Hand gehen. Nur gemeinsam kann man etwas bewegen und erreichen. Und in den letzten Jahren mit Antonio Simina als Vorsitzenden des Rates haben wir viel erreicht und in die Wege gebracht, man denke nur an die flexiblen Arbeitszeitmodel-le, das Abkommen über die Standort-sicherung, die Sozialleistungen wie die Betriebsrente, generell die weltweit geltenden Sozialstandards und so vieles mehr. Wir haben uns immer so aufgestellt, wie es für den Standort und für das Unternehmen wichtig war und nicht nur stur nach Tarifverträgen gehandelt. Mein größtes Interesse ist es, dass die Produktion und das Know-how hier in Metzingen aufrechterhalten wird, dies impliziert auch die Mitarbeiter hier in der Produktion.

Zilli Dzaferi: Was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit?

Sinan Piskin: Den Gestaltungsfrei-raum. Letztendlich müssen wir uns nach dem Betriebsverfassungsgesetz richten, wir sind jedoch nicht so, dass wir mit dem Gesetzbuch unterm Arm die Führungskräfte gängeln. Bei uns im Betrieb wird das nicht gebraucht, denn wir begegnen uns auf Augenhö-he, das schätze ich sehr. Durch Diplomatie und Respekt untereinander wird viel mehr erreicht.

Zilli Dzaferi: Wie haben Sie als Unternehmen die Zeit des Lockdowns gemanagt.

Sinan Piskin: Es war eine komplett neue Arbeitsweise. Wir haben so etwas noch nie erlebt. Das Thema, das kaum jemand auf dem Campus war, hat mich sehr stark belastet. In unserer Funktion als Betriebsräte sind wir ständig in Kontakt mit den Mitarbeitern vor Ort und suchen den Austausch. Im Lockdown hats das alles gefehlt. Wir sind aber so gut aufge-stellt, dass nach einigen Wochen alles eingespielt war und wir vieles über Vi-deocalls oder online abwickeln konnten und unser Betrieb weitestgehend normal weiterging. Rückblickend muss ich sagen, dass die Kolleginnen und Kollegen alles soweit sehr gut überstanden haben, weil wir von Anfang an jegliche Maßnahmen getroffen haben, damit keiner in Gefahr kommt und haben auch finanzielle Unterstützung geboten, für Mitarbeiter, die von Kurzarbeit betroffen waren.

Zilli Dzaferi: Herr Piskin, in kurzen Worten einen abschließenden Satz zu Ihrem Vorgänger Antonio Simina?

Sinan Piskin: Ich respektiere und sehe ihn als Vaterfigur und einen stren- gen Coach, bin aber auch sehr dankbar für die Zeit mit ihm als Betriebsrats- vorsitzenden. Ich respektiere seinen Renteneintritt, werde ihn aber, wenn nötig, immer um Rat fragen.

Herr Piskin, herzlichen Dank für dieses Gespräch. Zilli Dzaferi